Kreuzverhüllung in der Fastenzeit
2025 Nein ich kenne diesen Menschen nicht
Die Fasten- oder Passionszeit, die mit dem Aschermittwoch beginnt und am Karsamstag endet, kann als Zeit der Einkehr, der Umkehr und der Besinnung dienen, vielleicht mit der Frage verbunden: Wo habe ich mich von mir und von Gott und seiner Botschaft entfernt? Braucht es eine Haltungsänderung, andere Prioritäten in meinem Leben, um mich wieder neu auf Gott und seine Botschaft hin auszurichten?
Vielleicht kann dieses Fastentuch eine Anregung dazu sein, sich mit diesen Fragen auseinander zusetzen.
Die Idee, das Kreuz mit diesem Zitat des Petrus zu verhängen, ist von Gabriele von Karais, die künstlerische Umsetzung von Miki Lazar.

Nein!
Ich kenne
diesen
Menschen
nicht.
Diese Worte des Petrus schreien uns entgegen und sie bedeuten Verrat. Verrat zunächst an sich selbst, dafür steht das Nein! Mit diesem Nein leugnet Petrus alles, was ihn als Mensch bisher ausmachte. Er, der Sprecher der Jünger, verliert seine Integrität.
Wir erinnern uns, Jesus ist verhaftet worden und befindet sich im Haus des Hohepriesters Kajaphas. Petrus ist Jesus von weitem gefolgt und sitzt nun im Hof des Hohepriesters mit dessen Gesinde am Feuer. Eine Magd erkennt ihn und bezichtigt ihn, auch ein Galiläer zu sein und zu Jesus zu gehören. Und Petrus, der treue Jünger, erwidert: Nein! Es ist ein Nein zu sich selbst und zu seiner Herkunft; ein Nein, zu dem, was ihn, den Fischer aus Galiläa ausmachte, woran er glaubte und was ihn bis nach Jerusalem geführt hat. Nein, sagt er empört, ich bin es nicht!
Der zweite Verrat: Ich kenne diesen Menschen nicht., gilt Jesus, den Menschen, den er liebt. Ihn, für den er alles aufgegeben hat, seine Existenz, seine Familie, seine Heimat, ihn, den er als Messias erkannt hat, ihn verleugnet er. Seinen Freund, seinen Rabbi, der für ihn Zukunft und Heilsgeschehen bedeutete, ihn lässt er im Stich. Dreimal wird Petrus Jesus verleugnen. Immer heftiger wird seine Reaktion ausfallen. Beim dritten Mal schwört und flucht er sogar:
Ich kenne diesen Menschen nicht.
Wie traurig! Wie bitter! Denn während des letzten gemeinsamen Mahls, hatte Petrus noch vollmundig verkündet, er würde mit Jesus sogar ins Gefängnis gehen.
Ein anderer Verräter, Judas Iskariot, der Jesus für 30 Silberstücke an die Hohepriester auslieferte, bereut seine Tat zutiefst. Er bringt das Geld zurück und versucht seinen Verrat ungeschehen zu machen, aber es gelingt nicht. Die Hohepriester nehmen das Geld nicht zurück. Daraufhin erhängt sich Judas.
War Petrus weniger konsequent als Judas? Erkannte er nicht, wie weit er sich gerade von all dem entfernte, was sein Leben ausmachte, woran er glaubte? Erkannte er nicht, wie er sich selbst gerade vom wahren Leben, von der Liebe abschnitt, indem er alles verleugnete, was in seinem Leben Bedeutung hatte?
Doch Petrus Verrat endet hier nicht. Als Petrus Jesus zum dritten Mal verleugnet und der Hahn kräht, wird Jesus gerade über den Hof geführt. Und es heißt: Jesus drehte sich um und blickte Petrus an. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.
Was mag das für ein Blick gewesen sein, der Petrus mitten ins Herz trifft und ihn weiterleben lässt?
Petrus Worte auf dem Fastentuch können eine Aufforderung an uns sein, darüber nachzudenken, wo verleugne ich mich selbst oder das, was mir wichtig ist im Leben? Was sind meine Beweggründe? Und wo verleugne ich andere? Wo lasse ich meinen Nächsten im Stich und verrate Jesus und seine Botschaft?
Und wie gehe ich mit diesem Verrat, mit meinem Versagen um? Mit Gleichgültigkeit? Mit Verdrängung? Mit Verzweiflung? Oder trage ich eine Hoffnung in mir, dass auch ich, so wie Petrus, im Tiefsten erkannt werde, mit all dem Lichten aber auch Abgründigen in mir, und dass ich dafür nicht verurteilt werde, sondern auch in einem liebenden Blick Erlösung finde?
Gabriele von Karais

Wie bei jedem Kunstwerk ist die Darstellung offen für die Interpretationen und Assoziationen, die die Betrachter in sie hineinlegen. Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Sicht des Kunstwerks mitteilen oder auch innerhalb der Gemeinde darüber ins Gespräch kommen.
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