1.10.2024 Auftakttreffen „Menschen gesucht“ - Stadtkloster Projekt Kassel

Ein Stadtkloster für Kassel

Die HNA schreibt am 26.09.2024

Katholische Ordensschwester sucht Interessierte für Gemeinschaftsprojekt

Kassel – Auf den ersten Blick scheint die Idee aus einem anderen Jahrhundert zu stammen: Kassel soll ein Kloster bekommen. Doch rückwärtsgewandt soll das, was Schwester Ruth Stengel vorschwebt, gerade nicht sein. Die katholische Ordensfrau möchte das Leben in einer Glaubensgemeinschaft für die heutige Zeit neu interpretieren und in Kassel ein „Stadtkloster“ gründen. Dafür sucht sie Menschen, die diese Idee mit ihr weiterdenken und umsetzen möchten.

Ruth Stengel gehört den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel (SMMP) an. Das ist der Trägerorden des Kasseler Engelsburg-Gymnasiums. Dort ist die 45-Jährige, die zuvor in Thüringen tätig war, seit zwei Jahren als Religionslehrerin und Schulseelsorgerin tätig. Sie lebt mit zwei älteren Mitschwestern im Pfarrhaus St. Bonifatius im Wesertor.

Ein Leben in Einfachheit und Gütergemeinschaft, ein Leben im Verzicht auf Ehe und eigene Familie, ein Leben ganz für Gott und die Menschen: Für sie selbst sei das die stimmige Lebensform, sagt Ruth Stengel, die dem SMMP-Orden seit 15 Jahren angehört. In einem Kasseler Stadtkloster müsse diese Art des Ordenslebens natürlich nicht das Maß für die anderen sein, betont sie. Es gehe ihr darum, eine neue und zeitgemäße Form des gemeinschaftlichen Zusammenlebens von Menschen zu entwickeln, „die Gott suchen oder die Sehnsucht haben, Gott mehr Raum in ihrem Leben zu geben“, so die Ordensschwester. Manchmal benutzt sie für das Vorhaben auch die Schreibweise „Stattkloster“. Denn ein Kloster als zurückgezogener und geschlossener Ort, wie es die aus dem Lateinischen stammende Bezeichnung (claustrum) suggeriert, stellt sie sich nicht vor. „Wenn ich Jesus ernst nehme, ist Kloster sowas von mitten in der Welt – mittiger geht’s nicht“, sagt Ruth Stengel.

Beim Wort Kloster hätten viele Menschen einen Ort mit altem Gemäuer vor Augen. „Aber am Anfang stand schon immer eine Bewegung von Menschen auf Gottsuche, die zusammenleben wollten“, so die Schwester. Genauso fange auch die Idee des Stadtklosters nicht mit einem bestimmten Ort an, sondern damit, dass Menschen mit einer spirituellen Sehnsucht zusammenkommen.

Für den 1. Oktober lädt die Ordensschwester zu einem Auftakttreffen für das Projekt ein. Willkommen sind Interessierte unterschiedlichen Alters und Geschlechts, Singles, Paare und Familien, die im christlichen Glauben zuhause und neugierig auf ein Gemeinschaftsprojekt sind.

Vorbilder für Stadtkloster gibt es bereits in mehreren Städten, unter anderem in Berlin, Zürich und Bielefeld. In der Regel sind sie als Verein organisiert. Meist gibt es dort offene geistliche Angebote wie Seminare oder Einkehrtage, teils werden auch Menschen in Not als Gäste aufgenommen. Was das Stadtkloster Kassel ausmachen könnte, solle in Gemeinschaft entwickelt werden, sagt Schwester Ruth Stengel. „Es ist eine Idee, die im Teilen wachsen kann.“

Auftakttreffen: Dienstag, 1. Oktober, 19.30 Uhr, Alfred-Delp-Haus, Kölnische Str. 55
Kontakt: Ruth Stengel, E-Mail: sr.ruth@bergkloster.de, Tel.: 0561 400 36 930
Instagram: @stadtkloster_kassel

 

Quellenangabe: Hessische Allgemeine (Kassel-Mitte) vom 26.09.2024, Seite 3

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